zum
Projekt
Ziel des Projekts
"Grenzgang" ist, einen inspirierenden, ermutigenden Rahmen
zu schaffen, in dem Jugendliche in ihrer ganz eigenen Identität
gestärkt werden. Toleranz und Demokratie kann nur im Jugendlichen
selbst beginnen. „Grenzgang“ soll vermitteln, dass es
sich lohnt, selbstbestimmt zu handeln und aktiv zu sein, auch soll
es anspornen das Eigene in sich selbst zu stärken und damit
auch Andersartiges zu akzeptieren. Als Rahmen dient ein schulischer
Projekttag mit einem Konzert und einer Gesprächsrunde. Zuvor
werden die Jugendlichen mit folgenden Fragen konfrontiert: Wer bin
ich? Was kann ich besonders gut? Könnte daraus etwas für
meine Zukunft entstehen? Hilft mir eine bestimmte Sache, um mich
besser zu fühlen? An was hänge ich mein Herz? Wie geht
es mir mit Anderen? Was macht mir Angst/stößt mich ab?
Wie kann ich Fremdes besser akzeptieren?
Das Konzert
beinhaltet den Lebensweg einer Sängerin. Themen wie Rassismus,
Gewalt, Liebe, Glaube, Suche werden in Songs gefasst.
Die Jugendlichen
können mit ihren Sinnen mitverfolgen, wie ein Mensch seinen
Weg sucht.
Sie erfahren, dass Musikmachen auch zwischen den Polen „brotlose
Kunst“ und „Millioneneinkommen“ existiert. Wir
entschleiern eine TV-Traumwelt und ermutigen, etwas anzupacken.
Gerade in einer Zeit mit unsicherer Zukunft ist persönliches
Engagement gefragt, und das möchte die Sängerin als positive
Erfahrung aus langjähriger freiberuflicher Tätigkeit vermitteln.
Die Sängerin singt wirft mit ihren Songs die Frage auf: An
was hänge ich mein Herz?
Aktiv werden
die freischaffende Sängerin und Dipl.-Pädagogin Antje
Chemnitz, Geigerin und Pädagogin Antje Messerschmidt und Band.
Antje Chemnitz war u.a. Dozentin der Jugendprojekte „Streetbeat“,
welches zum Karneval der Kulturen in Berlin mit hundert Jugendlichen
eigens dafür komponierte Lieder aufführte und „Academy“,
wo sie milieugemischte Jugendliche jeweils ein Jahr in Gesang unterrichtete.
„Tarme, Messerschmidt & Freunde“ machen eigene Produktionen
in Deutsch und Englisch. Arrangiert mit Piano, Geige, Bratsche,
Bass & Drums hört man textstarke Musik vom Songwriting
über Gospel bis hin zu Deutschpop und Rap.
Förderung
Das
Projekt "Grenzgang" wird durch das Bundesprogramm "VIELFALT
TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie"
gefördert.
Link: www.vielfalt-tut-gut.de
Projektraum
Das
Jugendmusikprojekt fand von September bis Dezember 2008 in uckermärkischen
Schulen statt. Mit dem Projekt wurden Schüler aus Gesamtschulen,
Sonderschulen, Oberschulen und einem Gymnasium erreicht. Denn unser
Ziel war besonders „benachteiligte“ Schulen zu besuchen.
Wir haben anstatt 755 Schüler über 800 erreicht.
Es wurde beim Konzert nicht gesiebt, so dass ein Querschnitt der
Schüler das Projekt erleben konnte.
Erlebnisbericht
Nach dem Aufbau
der Soundanlage begann vormittags, in den von den Schulen vorgesehenen
Räumlichkeiten, die Veranstaltung. Das Livekonzert war für
alle Schüler eine positive Überraschung.
Die verschiedenen Musikstile brachten Abwechslung und haben die
Aufmerksamkeit gefördert, wobei die Geschmacksrichtungen sehr
auseinander gingen. Die Übertragung der Inhalte durch die Texte
war schwierig, da die akustischen Verhältnisse sehr schwierig
waren.
Dafür wurden die Zwischentexte wichtiger und das Gespräch
im Nachhinein. In einer Weiterführung des Projektes würden
wir Konzert und Gespräch mehr miteinander verbinden, um allen
Schülern mehr Einsicht zu gewähren. Das Konzert besuchten
60 bis 150 Schüler. Am anschließenden Gespräch nahmen
dann 40 bis 50 Schüler teil.
Unser Eindruck von den Schulen ist sehr unterschiedlich und doch
vereint eine große Neugier unser junges Publikum. Da wir meist
an Schulen spielen, die eher Schüler mit problematischem Hintergrund
haben, ist die Konzentrationsfähigkeit der Schüler auf
ca. eine halbe Stunde beschränkt. Danach haben wir auch unser
Konzept gerichtet und das Konzert gestaltet.
Neben konzipierten
Geschichten zu den Themen des Projektinhaltes hat sich mehr und
mehr auch eine interaktive Kommunikation während des Konzertes
ergeben. So werden während des Konzerts auch direkte Fragen
von der Sängerin an die Schüler gestellt. Darauf reagieren
die Schüler immer sehr positiv und es bindet sie mehr an das
Geschehen. In jedem Fall nehmen die Schüler aus jedem Konzert
Eindrücke und Anreize zu den speziellen Themen des Projektes
mit.
Die Gespräche
verliefen in den verschiedenen Schulen sehr unterschiedlich. Wir
haben die Erfahrung gemacht, dass unser breit gefächerter Fragebogen
für die Schüler sehr hilfreich ist. Da jede Schule ihre
Problematik hat, kommt man aus der Fülle der angebotenen Themen
genau auf diese zu sprechen. In einer Schule ist die Problematik
„Rassismus“ sehr präsent und wir sprachen über
Gruppierungen wie Punks, Emos, Skinheads. Das Thema Rassismus endete
in einer Diskussion über Ausgrenzung und wir kamen auf den
Konsens, dass Vertreter der oben genannten Gruppierungen als Individuen
betrachtet durchaus zugängliche und freundliche Menschen sind,
doch innerhalb der jeweiligen Gruppe sich quasi verwandeln, unnahbar
werden und zum Teil Angst einflößen. Das Gespräch
führte noch in eine andere Problematik hinein: die Frage, ob
Mitschüler merken, wenn sich jemand zunehmend isoliert, weil
es ihm schlecht geht und ob dann darauf reagiert wird. Heraus kam,
dass Isolationstendenzen durchaus bemerkt werden, dass aber niemand
sich traut, den betreffenden Mitschüler darauf anzusprechen.
Ein Zentralthema
des Projekts ist die Frage der Individualität. Inspiriert durch
das Konzert kam das Gespräch auf die Frage: Was kann ich besonders
gut? Was möchte ich mit meinem Leben und meiner Zukunft anfangen?
Hier waren die Reaktionen sehr unterschiedlich, manchmal sehr klar,
oft sehr verhalten und schüchtern. Es entstand das Gefühl,
dass sich die Schüler oft selbst nicht ernst nehmen und es
als überraschend empfanden, dass wir – als von außen
kommende Fremde – sie in dieser Sache ernst nehmen.
Ein weiteres
Thema ist „Macht euch etwas Angst?“ Hier kamen mitunter
sehr persönliche Aussagen über Familie sowie auch über
Mitschüler, die unkontrolliert handeln.
Eine sich durchziehende Erfahrung ist eine anfängliche Scheu
und Unkonzentriertheit bei den Schülern, die sich im Laufe
des Gesprächs, durch direkte Ansprache und Interesse unsererseits,
verwandelt. Auch die Lehrer haben uns bestätigt, dass sie an
der Reaktion der Schüler ablesen können, dass diese etwas
Gutes aus dem Projekt mitnehmen. Manche Schüler sprachen uns
auch direkt an und fragten nach. Wir denken, dass wir unser Ziel,
aufzurütteln und mehr an sich selbst zu glauben, mit dem Projekt
erreichen.
Wir denken und
haben auch bestätigt bekommen, daß wir unser Hauptziel
– die Schüler aufzurütteln und dazu zu bringen,
mehr an sich selbst zu glauben sowie andere und andersartiges mehr
zu akzeptieren - im Großen und Ganzen erreicht haben. Wir
haben in der Praxis wertvolle Erfahrungen sammeln können. Diese
würden wir gerne in einem weiteren Durchlauf einbringen. Das
Konzept, auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen zu arbeiten (Musik,
Texte, Gespräch) ist aufgegangen. Ein Resumé für
die Zukunft ist es, Konzert und Gespräch noch mehr miteinander
zu verbinden, so daß ein interaktiverer Rahmen entsteht und
auch alle Jugendlichen an dem Gespräch teilhaben können.
Auch kann eine visuelle Ebene die Texte besser vermitteln. Außerdem
entstand die Idee eines Projektes „Grenzgang 2“, in
dem eine kleinere Gruppe von Schülern die Möglichkeit
hat, sich selbst künstlerisch auszuprobieren und einen Tag
lang die Musiker in ihrem Alltag zu begleiten und daran teilzunehmen.
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